Ich sagte dir nie: Wie das Wasser, so der Ramseier. Ich sagte, ich sei Deutscher. Das ist ein Unterschied. |
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Bisher noch nie aufgeführt wurde unser Szenario: Eigentlich wissen wirs schon lange: die Schweiz ist hoffnungslos überschuldet, nach Swiss und Expo erst recht. Nach einem weiteren schlechten Börsenjahr haben die Gläubigerbanken ihre Kredite gekündigt – neue Risikoanalysen haben ergeben, dass der Schweizerische Bundesstaat als Kreditnehmer nicht mehr tragbar ist. Die Grossbanken und der Bundesrat haben sich angesichts der misslichen Lage zu einem mutigen Schritt entschlossen, welcher unsere nationale Identität noch einigermassen bewahren wird: zu einer Privatisierung der Schweiz. Zu einem Going Public als börsenkotierte Aktiengesellschaft. Selbstredend muss die etwas antiquiert wirkende ‚Schweizerische Eidgenossenschaft‘ in neuem Kleid auftreten, fortschrittlich und weltweit ansprechend. Ein kanadischer Designer kreierte den Namen ‚Choco State‘. Das Going Public an der New Yorker und der Zürcher Börse muss gut vorbereitet werden. Selbstverständlich werden sich die Gläubiger der alten Schweiz ihre Guthaben in Aktien auszahlen lassen, ebenso selbstverständlich wird jeder Schweizer Bürger und jede Schweizer Bürgerin eine Aktie erhalten. Die Wahlen der letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass etwa 50% der mündigen Schweizerinnen und Schweizer an den Staatsgeschäften nicht interessiert sind: ihnen steht es frei, ihre Aktien zu verkaufen. Andere dagegen – wie etwa Herr Blocher – haben reges Interesse am Staat gezeigt und haben auch die nötigen Geldmittel: sie werden wohl Aktien hinzukaufen. Viele Fragen stehen offen: Wie werden die bisherigen Parteien und Interessenverbände abgegolten? Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Gemeinden und Kantonen, die sich einer Privatisierung widersetzen? Welche unrentablen Zweige könnten aus dem Choco State ausgegliedert und verkauft werden (Armee, Flüchtlingswesen, Kanton Jura, Neat)? Zur Planung des Going Public finden sich die massgeblichlichen Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft, der Parteien und sonstiger geladener Organisationen an symbolträchtigem Ort am Fuss des Matterhorns ein. Sie ahnen es, und Sie haben Recht: das sind Sie. Die von ihnen repräsentierte Organisation wird Ihnen in persönlichen Unterlagen vorgestellt, zusammen mit ihrem individuellen Spielziel. Hinter der Fassade der schönen Worte versuchen alle Macht und Ansehen, vor allem aber ihre Finanzen zu mehren. Irgendwann wird eine kriminelle Tat den hübschen Kongress erschüttern und bereits getroffene Absprachen zunichte machen. Während die doch so wichtige Versammlung weiterläuft, haben Sie die knifflige Aufgabe, die Täterschaft ausfindig zu machen und anhand Beweismittel der Tat zu überführen. Und dabei sollten Sie Ihr ursprüngliches Spielziel nicht aus den Augen verlieren: im Namen Ihrer Organisation haben Sie ein wirtschaftliches Minimalziel bei der Ausgestaltung der künftigen Choco State S.A.durchzusetzen. |